Das Tal von Sóller.
Mit dem Roten Blitz in die Berge.

Das Tal von Sóller, genannt auch Huerta (Obstgarten) de Sóller, ist umgeben von steil aufragenden Gipfeln der Serra Tramuntana, deren Pässe bis ins letzte Jahrhundert hinein ausschließlich über die endlosen Kehren von Pfaden und Feldwegen bewältigt werden konnten. Deshalb und dank der geschützten Bucht waren Boote das wichtigste Transportmittel zur Herstellung der Verbindung mit der Außenwelt. Erst im Jahr 1912 rückte Sóller mit der Einweihung der durch dreizehn Tunnel geführten Eisenbahnstrecke nach Palma enger an den Rest Mallorcas heran.

Über die Pässe geht es auch schon lange nicht mehr auf holprigen Karrenwegen, sondern auf gut ausgebauten Straßen. Zumindest gilt das für die Strecken nach/von Palma und in Richtung Norden Lluc/Pollença. Die nunmehr »alte« Hauptstraße führt in 30 Serpentinen über 500 Höhenmeter auf den Pass Coll de Sóller. Dort wartet nach wie vor das Restaurant D’alt des Coll auf Gäste (Mi-So 9.30-17.30 Uhr), beim geringen Verkehr auf dieser Straße ein angenehmer Platz für eine Pause mit Weitblick über die Bucht von Palma. Diese schöne Ausflugsroute war für den heimischen Verkehr eine mühselige und zeitraubende Kurbelei am Steuer. Der Straßentunnel erledigte 1997 das Problem. Der Maut für Pkw beträgt indessen stolze €4,25 pro Strecke (nur ca. 2 km; Residenten stark ermäßigt). Die Passstraße blieb gebührenfrei und ist, da Lastwagen- und Busverkehr entfielen, bei schönem Wetter eine echte Alternative (maximal plus 20 min gegenüber Tunnelfahrt).

Auch die Straße von/nach Deià ist ein besonderes Kapitel. Man begann schon 1995 mit ihrem Ausbau. Nach dem Konkurs der Baufirma 2 Jahre später, tat sich nichts mehr. Ein großes Teilstück blieb bis heute unausgebaut und eng.

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Sóller liegt etwas abseits der Hauptstraße Palma-Port de Sóller und auch der Küstenstraße von Andratx nach Pollença, die das Tal am nördlichen Ortsausläufer quasi kreuzt. Das Städtchen verfügt über die attraktivste Plaça Mallorcas und dazu über einen Bahnhof wie zu Kaisers Zeiten. Die Baumkronen über den Bahnsteigen spenden Schutz vor der südlichen Sonne. Passagiere des nostalgischen Zuges (Fahrplan Í Seite 132) mit Ziel »Port« steigen gleich am Bahnhof in die Straßenbahn (Tranvia), die ihre Ladung (auch) in offenen Wagen durch die grünen Alleen der Stadt und Zitrusgärten befördert (ca. 3 km, 10 min). Man kann an mehreren Haltestellen Richtung Hafen zusteigen.

Port de Sóller

Port de Sóller liegt eigentlich brillant an einer fast kreisrunden Bucht unter beschützenden Felsen auf beiden Seiten der Durchfahrt zum Meer. Hinter dem (noch!) schmalen Ortsstrand und einer Mauer verlief indessen die Hauptstraße samt Trasse der Straßenbahn. Dort mußte sich bislang der nicht schon weiter oben auf einem Parkplatz »abgefangene« Verkehr hinein- und herausquälen und die Passanten auf einen schmalen Fußweg entlang der landseitigen Restaurant- und Ladenzeile verdrängen.

Seit März 2007 ist das anders. Ein 1200 m langer Tunnel (gebührenfrei) leitet den Verkehr nun ins rückwärtige Port de Soller und verteilt ihn von dort über zwei Verkehrskreisel auf mehrere Parkplätze und ein neues Parkhaus (hinter den Hotels Eden und Aimia). Eine Fahrt per Auto bis an die Hafenmole, wo auch die Boote nach Sa Calobra festmachen und die Tranvia aus Sóller endet, ist nicht mehr möglich. Ein weiter Bereich wurde dort zur Fußgängerzone umgebaut. Der verbliebene Abschnitt der früheren Hauptstraße entlang der Bucht ist nun nur noch ortsauswärts zu befahren und wird in absehbarer Zeit ganz für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, der dann Port de Soller nur noch über den Tunnel verlassen kann. Der Attraktivitätsgewinn von Port de Soller durch diese verkehrstechnische Maßnahme ist schon jetzt unübersehbar.

Das gilt ganz besonders für den öffentlichen Hafenbereich, der vor einigen Jahren um das Gros einer ehemals abgesperrten Militärzone erweitert wurde. Zusätzlich hat man alte Gebäude abgerissen und zwischen dem Anleger der Sa Calobra-Boote und dem letzten kleinen Militärbereich eine breite Promenade geschaffen mit ausgedehnten Flächen für die Terrassen alter und neuer Restaurants. Am hinteren Hafenbecken sind oft die blauen Fischernetze pittoresk zum Trocknen und Reparieren ausgelegt. Jeden Nachmittag gegen ca. 17 Uhr landen dort Fischer den Fang des Tages an, auf Mallorca eine der besten Gelegenheiten, Meeresgetier aller Art – Haie, Gambas, Tintenfische, kurz: spätere Hauptgerichte – z.T. noch lebend aus der Nähe zu begutachten.

Die Orangen von Sóller

Das Tal von Soller steht voller Orangenbäume, über 100.000 sollen es (noch!) sein. Bis zu 100 kg. trägt ein einziger Baum, dennoch stellen die Orangen dort keinen Wirtschaftsfaktor mehr dar. Zwar sind mallorquinische Orangen süßer und saftiger als die bei uns im Supermarkt erhältlichen Apfelsinen aus Israel, der Türkei, vom spanischen Festland und sonstwoher.

Nur aus Mallorca kommen sie trotz ihrer hohen Qualität nie; selbst in den Supermärkten der Insel werden mehr importierte als billigere einheimische Orangen angeboten. Das ist kein Wunder, denn sie werden – außer für den lokalen Bedarf – kaum noch geerntet, verrotten zum großen Teil unter und an den Bäumen. Abernten und Transport, nicht zu reden von der Baumpflege, sind auf Mallorca teurer als der erzielbare Preis, sagen die Plantagenbesitzer.

Mittlerweile hat sich aber durchaus die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Orangenbäume nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten bewertet werden dürfen. Sie bilden eine Art mallorquinisches Kulturgut, das auch für den Tourismus bedeutsam ist. Während der Hauptreifeperiode von Februar bis Mai (wegen der unterschiedlichen Sorten können Orangen sogar von November bis Juli geerntet werden) sind die vollen Bäume mit ihren satten Farben ein attraktives, für das Image der Insel typisches und wichtiges Fotomotiv. Das gilt auch für die Blüte, die überwiegend auf das Frühjahr von Januar bis März fällt. Beides zieht Besucher an. Auch Überlegungen zur Erhaltung der Artenvielfalt spielen eine Rolle.

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